vrai amateur

19.02.2024 21:56
#1 vrai amateur
vr

Liebe Mitglieder im Sakralorgelforum,

zum Orgelspielen kam ich zu Schulzeiten vor gut vierzig Jahren. Plötzlich mußte ich ran, denn der für die Vorabendmessen zuständige Organist kam nicht mehr. Mit Grundkenntnissen auf dem Klavier lernte ich von Woche zu Woche ein paar einfache Begleitsätze, so daß ich nach einem Jahr das überschaubare Gotteslob-Repertoire einer dörflichen Kirchengemeinde in der Eifel draufhatte. Nach und nach stieg ich auf die Sätze aus dem Orgelbuch zum Gotteslob um und pfuschte mich zum Vor- und Nachspiel durch leichte Orgelstücke, die auf der Orgelempore zu finden waren, durch. Das war wohl Grundstein für mein Vom-Blatt-Spiel, das heute am Klavier zumindest recht brauchbar ist.

Außerdem unternahm ich Versuche im liturgischen Orgelspiel. Meist mit einem Choralsatz auf dem Notenpult probierte ich, Intonationen, meditative Stücke zur Kommunion und Ein- und Auszüge darüber zu improvisieren. Seinerzeit kam mir liturgisches Orgelspiel wie eine Geheimwissenschaft vor, denn weder hatte ich ein Lehrbuch hierzu, noch hat mein Klavierlehrer mir helfen können. Im wesentlichen war es ein wirklich ausgezeichneter Musikunterricht in der Schule, in dem ich mit Begeisterung klassische Musiklehre aufgesogen habe. So hatte ich zumindest einen theoretischen Unterbau für meine Improvisationsansätze.

Nach ein paar Jahren bediente ich eine nebenamtliche Organistenstelle in einem anderen Dorf. Hier gab es kein Orgelbuch, und ich spielte mit dem Gotteslob auf dem Notenständer dann eine Mischung aus inzwischen teils verinnerlichten Begleitsatzabschnitten und eigenen Harmonisierungen. Auf meine Anregung hin beschaffte der Dorfpfarrer die 1988 neuerschienene Generalbaß-Ausgabe zum Gotteslob, so daß meine Choralbegleitungen in etwas geordneteren Bahnen verliefen.

Studiert habe ich Mathematik und Informatik. Und zum Ende des Studiums kam es mit meinem Umzug in den Nordwesten Deutschlands zwangsläufig dazu, daß ich meine Organistenstelle aufgab. Da ich aber immer schon wissen wollte, wie man „richtig“ Orgel spielt, nahm ich nun zum ersten Mal Orgelunterricht. Nach ein paar Jahren hatte ich mich schließlich durch vielleicht zwanzig Stücke aus dem Kernrepertoire der Orgelmusik von Bach über Franck und Reger bis Alain und Messiaen durchgearbeitet. Bei den Vorspielen wurde zum Spaß auch hin und wieder improvisiert, und meine Einlagen fanden durchaus Beachtung, wenn sie auch ziemlich unsystematisch waren. In dieser Zeit besuchte ich fast jedes Orgelkonzert in der näheren Umgebung und hörte immer wieder CDs mit Orgelmusik.

Dann verschlug es mich beruflich ins Ruhrgebiet. Hier kam ich auf die Idee, an der Kirchenmusikschule in Essen die Teilbereichsqualifikation „Orgel C“ zu absolvieren. Zur Aufnahmeprüfung ging ich mit BWV 601 und den Litanies von Alain, meinem damaligen Lieblingsstück, an den Start. Rückschauend betrachtet war das wohl ziemlich vermessen für eine Bewerbung zu einer Ausbildung zum nebenamtlichen Organisten. Den angebotenen Studienplatz schlug ich auf guten Ratschlag hin aus und nahm stattdessen etwas Unterricht bei einem Konzertorganisten, an den mich die Essener vermittelt hatten. Buxtehude und Mendelssohn fehlten noch auf meinem Weg durchs Kernrepertoire, zwei Stationen, die ich hier nachholen konnte.

Nachdem mein Buxtehude meinem alten Orgellehrer überhaupt nicht gefiel, war Schluß. Mangels Gelegenheit kam ich nicht mehr zum Orgelspielen. Beruflich war ich in Belgien tätig und schließlich in Berlin, wo ich jetzt seit mehr als zwanzig Jahren lebe. Zwischenzeitlich gab es eine kurze Episode, in der ich eine Übegelegenheit suchte und fand und noch einmal ein paar Messen spielte. Aber größtenteils war dies eine orgelfreie Zeit. Mein über viele Jahre gehegter Wunsch, zu Hause eine Digitalorgel zu haben, endete immer wieder auf entsprechenden Webseiten oder auch auf der Musikmesse in Frankfurt.

Aber seit Ende 2023 ist es nun endlich Wirklichkeit. Eine dreimanualiger Spieltisch von osi aus Weinheim steht inzwischen bei mir, mit dem ich Hauptwerk auf einem selbstgebauten PC ansteuere. Um wieder reinzukommen, habe ich mich an BWV 526 und an das Prélude aus der ersten Suite der Pièce de fantaisie von Vierne gesetzt. Ich merke nach ein paar Wochen, daß das doch sehr ehrgeizig ist.

Auf den Austausch hier im Sakralorgelforum freue ich mich sehr.

Viele Grüße
vrai amateur


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21.02.2024 16:03
#2 RE: vrai amateur
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Herzlich Willkommen hier!
Was für eine lange orgeltechnische Durststrecke -- wie sind denn an dem neuen Spieltisch die Erfahrungen (Klang, Haptik, etc)? Und was für Samplesets benutzt du?


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25.02.2024 16:31
#3 RE: vrai amateur
vr

Vielen Dank für die freundliche Aufnahme hier im Forum! Zu den Fragen.

Ich habe mich für Tastaturen mit Holzkern und Holzauflage entschieden (Fatar TP 65 LW, Untertasten: Ebenholz, Obertasten: Eiche). In die engere Auswahl hatte ich auch die Fatar TP 63 LW mit Untertasten aus Kirschholz und Obertasten aus Ebenholz gezogen. Zunächst hatte ich wegen der Haptik etwas Sorge, weil die Untertasten der Fatar TP 65 LW doch vergleichsweise glatt sind. Das Kirschholz der Fatar TP 63 LW ist sehr griffig. Optisch gefiel mir aber die erste Variante besser in Kombination mit der Gehäusefarbe (Buche, weiß gebeizt). Bislang bin ich sehr zufrieden, die Tasten sind zwar glatt, aber nicht rutschig. Dennoch habe ich mit osi vereinbart, daß ich die Tastaturen ggf. noch tauschen kann.

Derzeit spiele ich am liebsten auf der Regensburger Bach-Orgel von Pipeloops. Allerdings verbringe ich auch die meiste Zeit mit BWV 526. Jedenfalls machen sogar die quasi endlosen Übeschleifen durch einzelne Abschnitte dieser Triosonate in langsamem und schnellem Tempo auf dieser Orgel Spaß.
Gerne spiele ich auch auf der Friesacher Eisenbarth-Orgel von Piotr Grabowski. Im Jahre 2011 hatte ich die Gelegenheit zu einer Werkstattbesichtigung bei der Orgelbaufirma Eisenbarth in Passau, die ich in sehr guter Erinnerung habe.

Die Beschallung in meinem Kellerraum, in dem ich die Orgel aufgebaut habe, ist problematisch und wird es auch immer bleiben. Die niedrige Deckenhöhe macht Schwierigkeiten. Ich werde mich noch um Maßnahmen zur Schallabsorption kümmern müssen, denn sehr lästige Raummoden mit Resonanzfrequenzen bei 46, 54 und 56 Hz machen 16-Fuß-Register bei Fis und A zur „vollen Dröhnung“.

Ich betreibe derzeit an einer Focusrite Scarlett 8i6 (3rd Gen) einen Yamaha RX-A2A AV-Receiver sowie einen alten Yamaha AX-530 Verstärker. Daran hängen sechs Linn LS 250 Lautsprecher, ein Linn Trikan Lautsprecher und ein Bowers & Wilkins ASW608 Subwoofer. Schließlich habe ich hier noch einen AKG K500 Kopfhörer. Leider sind die Signallaufzeiten im AV-Receiver kaum mit dem Verstärker verträglich. Dies ist insbesondere bei Anschluß über den Digitalausgang der Soundkarte der Fall, aber auch – etwas weniger – bei analoger Verbindung. Hier muß ich noch etwas experimentieren, um eine geeignete Einstellung zu finden.

Hat vielleicht jemand von Euch Erfahrung mit Absorbern und mit Baßfallen? Ich frage mich, wie man einen halbwegs ordentlichen Klang der Pedalpfeifen zu Hause in normalen Wohnräumen überhaupt hinbekommen kann.

Viele Grüße
vrai amateur


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25.02.2024 16:44
#4 RE: vrai amateur
So

Hallo @vrai amateur,

....mit Dirac Room Correction Software kein Problem mehr ...

Beste Grüße


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